Alles ist ruhig. Es ist das erste, was man bemerkt, wenn man Emma Gurners Townhouse im Norden Londons betritt. Mit viel Hingabe und einem Händchen für Formen und Materialien hat die Designberaterin hier eine Oase für sich, ihre zwei Kinder und ihren Mann geschaffen – ein quirliges Familienzuhause, das sich durch einen sehr gelassenen Vibe auszeichnet. Als bekennende Minimalistin liebt sie trotzdem „Dinge“. Wir wollten wissen, wie beides zusammengeht.
„Mein Zuhause zeigt meine Persönlichkeit weil alles, was ich besitze eine Geschichte hat – Erbstücke wie das Ölgemälde im Schlafzimmer, das meinen Großeltern gehörte. Oder die Kupferfronten im Essbereich, die ich selbst im Garten gestrichen habe. Ein Haus wird ein Zuhause, wenn man es mit Dingen füllt, die man liebt. Mit denen man etwas verbindet.“
„Wie eine Wunderkammer voll feiner Sammlerstücke, sollte Emmas Haus eigentlich vollgestellt wirken. Überall entdecken wir Accessoires: Kerzenhalter, Keramiken, Schaffelle, Marmorbüsten, Zimmerpflanzen. Selbst die Wände sind in intensiven Farben gestrichen und mit Kunst geschmückt.“
Und trotzdem: Jeder Raum ist ruhig, fast entspannend. Wie gelingt das in einem Interior, das alles andere als minimalistisch ist? Emmas Art zu Stylen scheint instinktiv – sie überlegt nicht lange hin und her, sondern verwendet Objekte, die sie liebt. Ein paar Tipps fürs Interior Yin-Yang hat sie trotzdem.
Der Schlüssel liegt wie immer in der richtigen Balance: Weiße Wände halten sich neben den Kupferelementen zurück: „Ich habe ganz bewusst weißen Putz und einen schlichten Holzboden gewählt“, erklärt Emma. „Und das Grün der Wand im Esszimmer gibt dem Ganzen Tiefe.“
Wer genau hinschaut bemerkt, dass Emmas Stillleben System haben: „Ich wähle immer Objekte mit variierenden Höhen und stelle sie dann als Trio. So schafft man optische Harmonie, vor allem wenn man mit verschiedenen Farben und Materialien arbeitet. Und im Zweifel immer eine Pflanze dazu – je mehr, desto besser.“
Alle Oberflächen in Emmas Haus sind frei von Krimskrams: Keine Magazine, keine Bücher, Schlüssel oder Fernbedienungen. An den Wänden hängen zwar Bilder aber sie wechseln sich ab mit vielen leeren Flächen, die es dem Auge erlauben, eine Pause einzulegen. Clever.
„Stauraum muss man natürlich ausreichend einplanen. Und wenn es ans Aussortieren geht, bin ich wirklich nicht pingelig. Natürlich kann man Dinge auch aufheben – aber ganz ehrlich, in der Regel strandet das meiste Zeug doch sowieso irgendwo hinten im Schrank.“
Für Emma hat jeder Gegenstand in ihrem Haus eine Bedeutung, eine Geschichte: „Das Portrait im Schlafzimmer nimmt in meinem Herz einen besonderen Platz ein, da es meinen Großeltern gehörte. Meine Oma behauptete sogar, das sei sie in dem Bild! Heute gehört es mir und hält die Erinnerung an die beiden wach.“
Gerade in kleinen Zimmern lohnt sich ein dekadenter Look, etwa ein Mix verschiedener Tapeten (solange die Farben ähnlich sind): „Jedes Detail in deiner Wohnung zählt. Unser kleines Bad zeigt, dass Maximalismus prima in Mini-Räumen funktioniert.“
„Vor dunklen Farben muss man wirklich keine Scheu haben. Sie machen den Raum keinesfalls düster, schon gar nicht, wenn es viel Tageslicht gibt. Außerdem wirken sanfte Töne vor dunklem Hintergrund viel mehr.“
„Ich denke schon, dass unser Zuhause jede Persönlichkeit in der Familie reflektiert. Darceys Zimmer wollten wir hell, locker, eben teenagergerecht einrichten. Das Pfirsichrosa sieht doch super aus neben dem Türkiston, oder?“
„Ich liebe Stilmixe und style gerne mal Vintage-Funde neben modernen Stücken um einem Raum interessanter zu machen. Da verlasse ich mich voll auf meine Instinkte.“
„Ich darf nicht vergessen, dass ich Kinder und Haustiere habe. Und regelmäßig Dinner-Gäste. Da muss ich auch praktisch denken, unser Hause muss im Alltag funktionieren – es ist schließlich kein Ausstellungsstück.“
“My home just works really well for my family. It’s not huge but it is well laid out, which means that we use the entire space to the maximum. It is light, bright and filled with things that I love—most importantly my family.”
Autor: Natalie Wall
Fotograf: Veerle Evens